Neulich war ich mal wieder im www unterwegs und las Kommentare von anderen Self-Publishern zum Thema Vermarktung der eigenen Bücher. Es hieß, man müsse sich vernetzen, Sichtbarkeit erreichen, sich möglichst oft und möglichst umfänglich überall dort herumtreiben, wo man von der Öffentlichkeit, sprich potentiellen Lesern, wahrgenommen wird. Ansonsten könne man zwar so viele und so tolle Bücher schreiben wie man wolle, nur würde das keiner mitbekommen. Bingo! dachte ich. Und: Auweia. Denn wenn es etwas gibt, was ich partout nicht mag, dann, in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich grummelte vor mich hin. Da hatte ich mir ja ganz schön was eingebrockt. Jetzt musste ich Lesungen halten, Interviews geben und lauter Sachen machen, die ich eigentlich gar nicht machen wollte. Eigentlich wollte ich doch nur eines: Geschichten erzählen.
Geschichten erzählen. Hm. Ich kam ins Grübeln. Während meiner Schulzeit hatte ich mit großer Begeisterung Theater gespielt. Zwar keine Hauptrollen, das wollte ich nie, aber immer wieder mal die eine oder andere durchgeknallte Type. Eine militant-feministische Germanin beispielsweise in Romulus der Große. Oder einen arroganten Arzt in Der eingebildete Kranke. Also warum sollte es mir nicht gelingen, die erfolgreiche, etwas andersartige Autorin zu geben? War das nicht auch nur eine Geschichte, die es zu erzählen galt?
Ich schrieb dem Chefredakteur der hiesigen Regionalzeitung eine Mail. Ob er nicht mal über eine Leverkusener Self-Publisherin berichten wolle?
Er wollte. Drei Tage, nachdem ich meine Mail verschickt hatte, stand der Termin für ein Gespräch. Klappt doch, dachte ich. Als der große Tag heranrückte, war ich dank meiner konsequenten Selbstberuhigung so abgeklärt, dass ich vermutlich sogar den Fund einer Dreizentnerbombe in unserem Vorgarten mit einem Achselzucken abgetan hätte. Was sollte mir also noch passieren?
Zum verabredeten Zeitpunkt stand der Zeitungsmann vor meiner Tür und begrüßte mich mit einem festen, aber recht feuchten Händedruck. War es möglich, dass der Mann aufgeregt war? Eine Sekunde lang hielt ich inne, dann war ich mir sicher, dass es meinem Gegenüber ähnlich ging wir mir. Ab diesem Zeitpunkt war jede Selbstberuhigung unnötig. Ich bot Kaffee an, wir machten ein wenig Smaltalk. Der Zeitungsmann erwies sich als ausgesprochen freundlich und interessiert und hatte sogar eines meiner Bücher gekauft und darin zu lesen begonnen. Wir unterhielten uns über meine Arbeit, er stellte ein paar Fragen, nach einer Stunde kam der Fotograf und machte einige Bilder. Dann war das Treffen auch schon vorbei.
Ist ja ganz leicht, dachte ich und war ein bisschen stolz auf mich. Jetzt würde ich auch eine Lesung durchstehen. Ich sah mich bereits, wie ich ganz entspannt in einem Sessel vor Publikum saß und aus meinen Büchern vortrug. War doch alles ganz einfach.
Oder etwa nicht?